Rückblick
(Text und Bilder: J. Hornuff)
Was lange Corona-bedingt währte wurde am 8. Juli 2023 wahr, eine „Offerta 2019 – Dankeschönfahrt“ nach Rastatt für die Helfer am AKB-Stand. Dies wurde kombiniert mit einer Einladung an die Bürgervereine anlässlich des 70. Jahrestags der Wiedergründung der AKB 1953 nach deren Auflösung 1936, der gleichmachenden und die Freiheit unterdrückenden Ideologie der NSDAP folgend. Die Gründung lag nur 11 Jahre zurück.
Ziel der Busfahrt war das Residenzschloss Rastatt, am Beginn des 18. Jahrhunderts und mehr als 10 Jahre vor der Gründung von Karlsruhe erbaut, das die Zeiten unzerstört überstanden hatte. Dem absolutistischen Zeitgeist folgend wurde die Anlage „Schloss Versailles“ nachempfunden und in barocker Pracht ausgestaltet.
In zwei Gruppen wurden die Prunkräume des Schlosses und die 2017 sanierte „Schlosskirche zum Heiligen Kreuz“ unter äußerst sachkundiger Führung besichtigt. Im Schloss bietet das Erdgeschoss noch einen nüchternen Eindruck, um beim Gang über das Treppenhaus beeindruckt zu werden.
Das Wahrzeichen von Rastatt: Der Blitze schleudernde Jupiter, wurde vom Schlossdach ins Treppenhaus versetzt und auf dem Dach durch eine Kopie in strahlendem Gold ersetzt. Seitlich ist der Zugang zum „Ahnensaal“ mit Gemälden der Markgrafen von Baden und zum Ruhm von Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, genannt „Türkenlouis“, auch dargestellt im Schmuck gefangener Osmanen.
Nicht weniger prächtig ausgestattet sind die Warte- und Empfangsräume, auch am Bett, zu beiden Seiten des heute für Vorträge und Konzerte genutzten Saals. Hier kommt auch Markgräfin Sibylle mit einer 20 Jahre dauernden Regentschaft für den minderjährigen Thronfolger als Vollenderin des Schlosses zu ihrem Recht.
Mit Sibylla Augusta, bereits 1707 verwitwet, führt der Weg vom Schloss am früheren Marstall vorbei zur seitlich angebauten Schlosskirche, einem Gebäude, das an der Fassade nicht als Kirche zu erkennen ist.
Auch hier begann die Führung in einem weitgehend schmucklosen Raum, der heute zur Einstimmung auf das Raumerlebnis der Schlosskirche genutzt wird. Dabei erfährt der Besucher vom einst bedeutenden Zyklus der heiligen Stätten in und um Raststatt, inszeniert durch die dem katholischen Glauben in großer Frömmigkeit verbundene Markgräfin, was sich vom evangelischen Teil Badens mit dem Markgrafen in Karlsruhe deutlich unterschied.
Auf schlichten Nischentüren sind neben Sibylla und dem Grundriss des symmetrisch geplanten Schlossareals, wie auch die Stadt auf einer Seite und der Schlossgarten auf der anderen, die heiligen Stätten abgebildet. Zu diesen zählt die ‚Heilige Stiege‘, einer Reliquie, die in kniender Büßerhaltung nach oben führt und rechts daneben auf einer verborgenen Treppe wieder herunter. Oben erkennt man den Flur, der vom Schloss zur markgräflichen Kanzel in der Kirche oberhalb des Altars führt
Der Altarraum ist sicherlich der beeindruckende Mittelpunkt der Schlosskirche, gestaltet als Gesamtkonzept. Und so ergänzen die Seitenaltäre, das Deckengemälde mit Sibylla als Zeugin der Kreuzerrichtung, die Orgel auf der Gegenseite und die Details mit den Reliquien den Kirchenraum zu einem harmonischen Ensemble.
Eine Besonderheit der Architektur ist die Öffnung oberhalb des Altars, durch die das Tageslicht hereinscheint.
Mit diesem Eintauchen in eine vergangene Welt des Abendlandes endete an einem heißen Sommertag das besondere Erlebnis. Nicht ganz – denn der Abschluss galt noch dem Profanen: Essen und Trinken in der Brauerei und Großgaststätte „Hopfenschlingel“. Bleibt als Fazit: Das Rastatter Schloss ist einen Besuch wert.